Wer einen Hochschulabschluss erwirbt, hat meistens drei bis fünf Jahre Studium hinter sich – und all diese Jahre laufen auf eine ganz besondere Aufgabe hinaus: Die Bachelor- oder Masterarbeit.
Je nach Fach kann diese schriftliche Arbeit 30 bis sogar 100 Seiten umfassen. Das Ziel ist dabei, die wissenschaftliche und inhaltliche Kompetenz des Studierenden zu überprüfen.
Während in einigen Studienfächern das wissenschaftliche Schreiben an der Tagesordnung ist, sind für viele andere Bachelor- und Masterarbeit oft die ersten richtigen wissenschaftlichen Arbeiten. Dementsprechend groß ist bei vielen Studierenden die Verunsicherung darüber, wie sie das monatelang dauernde Vorhaben erfolgreich in die Tat umsetzen können. Eine sorgfältig durchdachte Projektplanung für die Bachelor- und Masterarbeit kann dabei Abhilfe schaffen.
Warum ein Zeit- und Projektplan für die Abschlussarbeit?
Viele Studierende erstellen für ihre Abschlussarbeit keinen Zeitplan, weil sie diese gar nicht als Projekt begreifen. Noch heute stellen viele Hochschulen eine Bachelor- bzw. Masterarbeit einfach als eine schriftliche Arbeit dar, die es eben niederzuschreiben gilt. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein wissenschaftliches Projekt – und die Abschlussarbeit ist lediglich der Projektbericht.
Das bedeutet, dass das tatsächliche Schreiben der Arbeit nur ein einziger Projektbaustein neben vielen anderen ist. In vielen Fällen scheitern Studenten daher mit ihrer Zeitplanung für die Abschlussarbeit, weil sie lediglich ausrechnen, wie viele Seiten sie pro Tag schreiben können. Am Ende sind viele Studierende erstaunt darüber, wieviel Zeit andere Tätigkeiten wie Recherche, Datenerhebung und Korrektur in Anspruch nehmen.
Es macht deswegen Sinn, alle notwendigen Bausteine des Abschlussprojekts genau zu definieren, in Phasen einzuteilen und mit einem Zeitbudget zu versehen. So kann jeder Absolvent sicher sein, alle wichtigen Schritte ausreichend zu berücksichtigen und am Ende nicht in Zeitnot zu geraten.
Die Phasen des Projektplans für Bachelor- oder Masterarbeit festlegen: Welche Bausteine brauche ich?
Obwohl die Elemente im Projektplan für die Abschlussarbeit je nach Fach variieren können, sind die grundlegenden Bausteine immer sehr ähnlich. Folgende sieben Elemente sind dabei wichtig:
- Anmeldung: Suche eines Betreuers, gemeinsame Themenfestlegung und formale Anmeldung der Arbeit bei der Hochschule
- Themenschärfung: Weitere Einarbeitung und Formulierung der Forschungsfrage(n)
- Recherche: Lesen von Literatur zum Thema; weiteres Schärfen des Themas und Überprüfung der Eignung der Forschungsfrage(n)
- Materialsammlung: Erhebung von Daten, Durchführen von Experimenten, Auswerten von Primär- und Sekundärliteratur
- Strukturierung: Sichtung und Sortierung von Literatur und gesammeltem Material, Aufstellen der finalen Gliederung
- Schreibprozess: Niederschreiben der Erkenntnisse entsprechend der Gliederung
- Korrektur: nochmaliges eigenes Korrekturlesen, evtl. Hinzuziehen eines Lektorats, Korrekturlesen von Freunden, um zu überprüfen, ob der Text leicht verständlich ist
Dabei sind diese einzelnen Bausteine, die als Projektphasen der Abschlussarbeit verstanden werden können, stets hoch individuell. Auch sind sie nicht immer klar voneinander abzutrennen: Es kann sein, dass das Thema während des Schreibprozesses noch einmal nachgeschärft wird.
Das Zeitfenster für den Projektplan festlegen: Wie lange brauche ich für jede Phase?
Auch die Frage danach, wie viel Zeit der jeweilige Baustein im Projektplan braucht, ist immer abhängig von Fach, Thema und Aufgabe. Recht häufig passiert es jedoch, dass Studierende zu wenig Zeit für bestimmte Phasen einplanen. Dies gilt vor allem für die anfängliche Themenfindung und die abschließende Korrekturphase. Letztere wird oft drastisch verkürzt, weil die vorherigen Phasen länger dauern, als vorher eingeplant war.
Dabei wird gerade in der Korrekturphase die Qualität der Arbeit oft noch einmal wesentlich angehoben. Wer die ersten Phasen zu optimistisch plant, wird zwangsläufig bei den letzten Phasen sparen müssen. Gegen das zu optimistische Planen hilft etwa, die einzelnen Phasen so gut wie möglich zu konkretisieren. Wie viele Interviews muss ich in der Phase der Materialsammlung führen? Wie lange dauert ein Interview samt Vor- und Nachbereitung? Außerdem sollten wichtige Fristen und Wartezeiten berücksichtigt werden.
Wie lange im Voraus muss ich den Anmeldebogen für die Arbeit bei der Uni einreichen? Wie oft muss ich pro Phase mit meinem Betreuer Rücksprache halten? Wie lange dauert es üblicherweise, einen persönlichen Termin oder eine Antwort per Email zu erhalten? Muss für die Erhebung von Daten das Einverständnis dritter Instanzen eingeholt werden?
Müssen für das Durchführen der Experimente Räume oder Geräte gemietet werden? Und so kommt es dazu, dass Studierende die folgenden Phasen bereits in der aktuellen Phase vorbereiten müssen. Stets sollte daher auch überprüft werden, ob beispielsweise in Phase 2 schon etwas für Phase 3 angestoßen werden muss. Wer sich unsicher ist, ob die eigenen Hochrechnungen realistisch sind, kann den Zeitplan schließlich auch mit seinem Betreuer noch einmal abstimmen.
Den Zeitplan regelmäßig anpassen: Wie gehe ich mit Verzögerungen um?
Du reißt deinen Zeitplan bei jeder einzelnen Phase? Keine Sorge, das ist normal. Kein Projektplan, egal, wie akribisch er aufgestellt wurde, entspricht der Realität. Das gilt sogar für die Zeitpläne erfahrener Projektleiter. Unerwartete Anforderungen und Ereignisse (auch abseits der Uni!) treten schließlich immer wieder auf und werfen alles durcheinander.
Diesem Phänomen ist also kaum aus dem Weg zu gehen. Es ist daher von großer Bedeutung, den Projektplan regelmäßig anzupassen. Sind auf einmal Unteraufgaben bei einer bestimmten Phase dazu gekommen? Hat die aktuelle Phase länger gedauert als gedacht? Falls ja, sollten hier sofort Änderungen vorgenommen werden.
Hat die aktuelle Phase drei Wochen länger gedauert als gedacht, sollten diese drei Wochen auf die noch folgenden Phasen gleichmäßig verteilt werden. Wird die verlorene Zeit beispielsweise nur bei der letzten Korrekturphase abgezogen, verliert diese überproportional stark an Priorität und die Qualität der Bachelor- bzw. Masterarbeit leidet.
Regelmäßiges Anpassen des Zeitkontos auf alle noch folgenden Phasen ist daher eine wichtige Aufgabe, die es immer wieder durchzuführen gilt.
Fazit: Der Zeitplan als erste Investition in die Bachelor- und Masterarbeit
Ein Projekt- und Zeitplan ist für ein optimales Ergebnis bei Bachelor- und Masterarbeit unerlässlich. Immerhin hilft er dabei, die Abschlussarbeit als Projekt und nicht als reines Schriftstück zu sehen. Er vermeidet außerdem Stress und räumt allen notwendigen Phasen genug Zeit ein.
Die Erstellung eines Projektplans sollte dabei stets der erste Schritt der Abschlussarbeit sein. Hier ausreichend Zeit zu investieren, wird sich später positiv auf den gesamten Verlauf der Thesis auswirken. Daher heißt es: Früh anfangen lohnt sich!
Lesetipps rund um die Projektplanung zur Abschlussarbeit:
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